Mittwoch, 14. April 2010

Nan Madol

Bilder aus Nan Madol,
dem 8. Weltwunder Startseite / Die grossen Rätsel

Lagunen 
auf Nan Madol
Wie 
konnten die Erbauer derart harten Fels zersärgen?
Ansicht 
einer der wuchtigen Monumente
Perfekt 
verzahnt sind die Ecken der einzelnen Bauten
Teilansicht einer grossen Gebäudeanlage
Im Laufe 
der Jahre sind grosse Teile des Komplexes im Meer versunken
Beim 
Anflug in Richtung Nan Madol - wunderbare Natur
eingang zu 
einem der Gebäude - auch hier mit gewaltigem Basalt gebaut
Teilansicht einer Mauer
Der Vergeleich
 zur Grösse eines Menschen macht die Dimensionen deutlich!

Nan Madol

Nan Madol 

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Nan Madol, Nandauwas - Südwestecke

Karte von Nan Madol
Nan Madol ist eine antike Ruinenstadt vor Temwen Island vor der Ostküste von Pohnpei im Archipel der Karolinen (politisch Föderierte Staaten von Mikronesien). Sie wurde auf 92 künstlich angelegten Inseln auf einem Korallenriff errichtet. Die gigantischen Ruinen, zusammen mit der üppigen tropischen Vegetation und dem mit Korallen bewachsenen Saumriff, machen den besonderen Zauber dieses auch heute noch abgelegenen Ortes aus. Nan Madol war keine Stadt im heutigen Sinne, sondern primär ein abgegrenztes Ritualzentrum und Wohnstätte einer politisch-religiösen Elite.

Inhaltsverzeichnis

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Entstehungsgeschichte [Bearbeiten]


Nan Madol, Nandauwas - Ansicht von der Seeseite
Die Besiedlung der Insel Pohnpei liegt, wie aus Funden von Lapita-Keramik ersichtlich, mindestens 3.000 Jahre zurück.[1] In den auf die Erstbesiedlung folgenden Jahrhunderten bildeten sich mehrere Stammesfürstentümer heraus (bisher wurden fünf nachgewiesen), die sich in kleinere Clans untergliederten und jeweils um ein geistig-politisches Zentrum kumulierten. Auf der Insel Pohnpei finden sich Hunderte Überbleibsel von Statusbauten wie Häuptlingsgräber und umhegte Residenzen, die räumlich und zeitlich umfangreiche soziale, ideologische und politische Strukturen belegen. Ethnologisch bedeutsam ist, dass die Relikte bis heute eng mit der Kultur und mündlichen Überlieferung der Bevölkerung verknüpft sind.
Nan Madol begann seine Rolle als rituelles Zentrum des Stammesfürstentums von Madolenihmw etwa um 500 n. Chr. mit dem Aufstieg der Dynastie der Saudeleurs, denen es in einer Reihe von Stammeskriegen gelang, die gesamte Bevölkerung der Insel – wahrscheinlich etwa 25.000 Personen – unter ihrer Herrschaft zu einen. Saudeleur ist ein Titel, der mit „Oberherr“ oder „Autokrat“ gleichgesetzt werden kann. Wörtlich übersetzt heißt er „Herr von Deleur“, nach einem bedeutenden Stammesfürstentum auf Pohnpei, dessen Territorium heute nicht mehr bestimmt werden kann. Aus mündlichen Überlieferungen sind die Namen von neun Saudeleurs bekannt, wahrscheinlich hat es aber, wie genealogisch nachvollzogen werden kann, 14 oder mehr gegeben.[2] Sie errichteten eine streng hierarchisch ausgerichtete, stratifizierte Gesellschaftsform mit mehreren deutlich getrennten Häuptlings- und Adelsrängen. Diese Abstufung lässt sich heute noch an der unterschiedlichen Größe, Ausstattung und Bauausführung der Inseln ablesen. [3]
Radiocarbondaten belegen, dass Nan Madol spätestens im Jahr 1200 n. Chr. im Bau war.[4] Möglicherweise waren die Inseln schon zwischen 900 und 1100 n. Chr. besiedelt, jedoch wurden die Bauwerke erst später errichtet. Die Megalithbauten in der heute sichtbaren Form entstanden zwischen 1200 und 1600 n. Chr. [5]
Das zentralisierte Reich kollabierte um 1650 n. Chr. Die Gründe sind heute nur schwer nachzuvollziehen. Die streng religiöse und ritualisierte Ausrichtung von Nan Madol legt nahe, dass die Macht der Saudeleurs ausschließlich auf religiösen Überzeugungen beruhte. Das Fehlen einer anderen - und vitaleren - Basis für die politische Integration der Inselstämme machte das System angreifbar für konkurrierende Ideen, die mehr in einer materialistischen Daseinsvorsorge wurzelten. Nach der Überlieferung war das Ende von Nan Madol ein Werk des Donnergottes. Er hatte mit der Frau des Saudeleurs eine Affäre und musste vor der Verfolgung des Herrschers auf die benachbarte Insel Kosrae fliehen. Dort zeugte er mit einer einheimischen Frau einen Sohn, Isokelekel, der im Bewusstsein der Tyrannei der Saudeleurs aufwuchs. Er segelte mit 333 Getreuen nach Nan Madol zurück und bezwang die Krieger des Saudeleurs. Isokelekel gründete eine neue Dynastie, die Nahnmwarki und etablierte eine andere politische Ordnung, in der das Reich wieder in Stammesfürstentümer zerfiel.
Nan Madol wurde weiterhin, wenn auch in bescheidenem Umfang, genutzt. Noch 1910 residierte ein Stammeshäuptling auf einer der Inseln.

Bauweise [Bearbeiten]

Sämtliche Bauwerke sind auf einem Korallenriff errichtet, in einige Bereiche wurden auch flache Sandbänke einbezogen. Auf dem „Festland“ der Insel Temwen ist nur ein Bauwerk errichtet worden, Peinkitel, das Grab des (sagenhaften?) Eroberers Isokelekel.
Die heute sichtbare Gesamtanlage besteht aus 92 künstlich errichteten und befestigten Inseln, die sich auf einer Fläche von rund 80 ha verteilen. Man unterscheidet zwei Hauptteile, die durch einen seichten, aber breiten Tidenkanal getrennt sind:
  • Madol Pah (dt.: Unterer Raum) - der westliche Abschnitt auf 34 Inseln mit der Residenz des Saudeleurs und dem Hauptkultplatz Idehd war vermutlich Regierungssitz und Verwaltungszentrum.
  • Madol Powe (dt.: Oberer Raum) - der östliche Stadtteil mit 58 Inseln und den Wohnplätzen der Priester, den Begräbnisplätzen und insbesondere mit Nandauwas, der gigantischen Grabanlage der Saudeleurs, war vermutlich das religiöse Zentrum.
Große Teile der Stadt sind seeseitig mit einer Mauer umgeben, die jedoch mehrere Durchlässe aufweist. Die einzelnen Inseln werden von schmalen Wasserstraßen getrennt (daher auch der Name „Venedig der Südsee“), die bei Flut mit Wasser gefüllt sind, bei Ebbe jedoch teilweise trocken fallen. Mehrere dieser Straßen sind in den vergangenen Jahrhunderten versandet, versumpft oder mit Mangroven zugewachsen. Die Inseln sind rechteckige Besiedlungshügel in der Art von hohen Warften, die i. d. R. aus sorgfältig geschichteten Basaltsteinen errichtet wurden. Die aus den Basaltmauern gebildeten Rechtecke wurden mit Korallensteinen und -schutt mehrere Meter hoch aufgefüllt, so dass hohe, ummauerte Plattformen entstanden. Auf diesen Plattformen befanden sich Bauwerke - Häuser, Hütten oder Tempelanlagen - aus Holz und anderen vergänglichen Baumaterialien, die jedoch nicht mehr erhalten sind. Das Prinzip, Häuser und Zeremonialanlagen auf massiven Plattformen zu errichten, findet sich auch auf anderen Inseln der Südsee, z. B. den Marquesas.
Es ist davon auszugehen, dass die Stadt systematisch und im Ganzen geplant wurde, denn einzelne Bauperioden lassen sich nicht unterscheiden.[6]

Nan Madol - Mauerwerk aus Basaltsäulen
Von der ursprünglichen Anlage sind heute nur noch die künstlichen Inseln verblieben. Sie sind aus zweierlei Material errichtet: Basalt und Korallensteine bzw. –trümmer. Die Basaltsteine, sechseckige Säulen von bis zu 8 m Länge und mehreren Tonnen Gewicht (einzelne Bauelemente wiegen geschätzte 50 Tonnen), stammen von der gegenüberliegenden Seite der Insel, mussten also – wahrscheinlich mit einem Floß – um die halbe Insel herum transportiert werden. [7]
Man unterscheidet zwei Arten von Mauerwerk, das ohne Mörtel aufgeführt ist:
  • Mauern aus großen, amorphen Basaltblöcken, mit einer Verkeilung aus kleineren Steinen in den Zwischenräumen,
  • Mauern aus Basaltprismen, die in der Art von Läufer und Binder (siehe Mauerwerksverband) als Blockmauerwerk aufeinander geschichtet sind.
In vielen Veröffentlichungen ist zu lesen, Nan Madol sei eine „Festungsanlage“. Dem widerspricht jedoch die offene Bauweise mit mehreren breiten Durchlässen in der Umfassungsmauer - u.a. einen von 15 m und einen von 11 m Breite - und den nicht befestigen Zugängen zu den Inseln. Tatsächlich war der Zweck des riesigen Bauwerkes ein rein repräsentativer, um die Macht der Saudeleurs zu unterstreichen. [8]
Nan Madol ist nicht einzigartig, auf Pohnpei und der Nachbarinsel Kosrae befinden sich mehrere vergleichbare Anlagen. Allerdings reichen sie in Ausdehnung, Bauvolumen und Kunstfertigkeit der Ausführung nicht an Nan Madol heran.

Bauwerke [Bearbeiten]

Nandauwas (Nan Dauwas, Nan Dowas, Nan Tauaj) [Bearbeiten]


Nan Madol, Nandauwas - Tor in der Mauer des südl. Innenhofes
Das mächtigste und heute beeindruckendste Bauwerk ist Nandauwas im östlichen Stadtteil. Nandauwas ist die gigantische Grabplattform (luhlung) der Saudeleurs. Sie wird von zwei kleineren Inseln – Pondauwas und Pandauwas, ebenfalls Grabanlagen – flankiert. Das Bauwerk bedeckt 3.100 m² und ist von einer dreigeteilten, bis zu 10 m dicken Mauer umschlossen, die die Westseite freilässt. In einigem Abstand war eine weitere, bis 7 m dicke Gürtelmauer vorgesehen, die jedoch nicht mehr zur Ausführung gelangte. Es sind noch Teile der Fundamente erhalten. Der dritte – innere – Mauerring umschließt die Insel Nandauwas vollständig auf einer Länge von insgesamt 155 Metern. Die 10,5 m dicke und heute 4,5 m hohe Mauer ist ausgezeichnet erhalten. Das Bauwerk ist, als einziges in Nan Madol, nach den Himmelsrichtungen orientiert. Es besteht aus mehreren Lagen ausgesuchter und besonders langer Basaltsäulen, die als Läufer und Binder aufeinandergeschichtet sind. Die Ecken sind leicht hochgezogen, in der Art chinesischer Pagodendächer, was der massiven Konstruktion ein elegantes Aussehen verleiht. Bis zu einer Höhe von ca. 2 m ist der Innenraum mit Korallenschutt aufgefüllt. In der Westmauer befindet sich der 5 m breite Eingang.
Im Innern gibt es einen weiteren, kleineren Mauerkranz, der das eigentliche Grab der Saudeleurs umschließt. Die durch Raubgrabungen zerstörte Grabkammer misst 7 x 6 Meter, ragt 1,3 m über das Bodenniveau und war mit 12 Basaltsäulen von 8 m Länge gedeckt. Der ursprüngliche Einlass zum Grab befindet sich im Westen. Die mittlere Grabkammer wird im Norden und im Süden von je einem weiteren, kleineren Grab flankiert, wahrscheinlich für die Familienmitglieder der Saudeleurs oder die höchsten Adelsränge.
Die 1907 von dem damaligen deutschen Vizegouverneur Berg (die Karolinen waren deutsche Kolonie) geborgenen Funde sind bescheiden: 17 kleinere Knochenreste, ein Konusring aus einer Muschel (vermutlich ein Armreif) und das Bruchstück eines solchen.[9]

Pahn Kadira (Pan Katera, Pan Katara, Nangutra) [Bearbeiten]

Pahn Kadira ist eine große (die Westseite ist 97 m lang), trapezförmige Konstruktion im westlichen Stadtteil, die sich 4 bis 5 m über den Meeresspiegel erhebt. Die Plattform besteht ebenfalls aus mehreren Lagen von Basaltsäulen, die als Läufer und Binder aufeinandergeschichtet sind. In alle vier Umfassungsmauern sind Zugänge von bis zu 4 m Breite ausgespart. Pahn Kadira ist die Residenz der Saudeleurs. Im Innern der Insel liegen die Wohnhöfe für den Herrscher und seine Familie, in denen ursprünglich die Häuser, noch erkennbar an den Erdöfen, aus vergänglichem Baumaterial errichtet waren. Zur Wohnanlage gehören auch ein Badepool, ein privater Altar und ein Komplex für die Leibwache. Das Zentrum wird von der großen Tempelanlage für den Krokodilgeist Nahn Keiel Mwahu, eine dreistufige Plattform aus Basaltsteinen in der Art einer niedrigen Stufenpyramide, eingenommen.[10] Davor liegen mehrere flache Steine, die zum rituellen Zerstampfen der Kava benutzt wurden. An der linken Seite des Tempels wurden zwei heilige Trompeten aus Tritonschnecken ausgegraben.

Idehd (Itet, Itel) [Bearbeiten]

Idehd ist ein vergleichsweise kleines Bauwerk von 43 x 31 Metern unmittelbar östlich von Pahn Kadira. Es besitzt eine nur teilweise erhaltene Einfassung von 2,5 m hohen Basaltsäulen, in die ein großer Hügel aus Korallenblöcken integriert ist. In der östlichen Ecke ist ein Hof von 24 x 20 Metern abgetrennt, in dem man die heilige Muräne in einem gepflasterten Becken hielt. Zu bestimmten Zeiten wurden ihr Schildkröten geopfert. In dem Bauwerk schichte sich im Laufe der Jahrhunderte ein Schutthügel mit den Überresten der Opfertiere auf. Die daraus gewonnen Radiocarbondatierungen weisen die Jahre 1260, 1295 und 1380 aus.[4]

Das Schildkrötenopfer [Bearbeiten]

Das Ritual des Schildkrötenopfers - wahrscheinlich ein Sühneritual, das in regelmäßigen Zeitabständen notwendig wurde - ist genau überliefert. Etwa in der Mitte des östlichen Stadtteiles Madol Powe liegt die Insel Paset (Paseit). Hier wurden die zum Opfer bestimmten Schildkröten in einem von niedrigen Mauern umgrenzten Becken gehalten. Am Opfertag holten die Priester die Schildkröte ab und brachten sie zum Strand, um sie rituell zu waschen und mit geweihtem Kokosöl zu salben. Aufrecht in ein Kanu gestellt, geschmückt und von Adepten eskortiert transportierte man sie in den westlichen Stadtteil zu dem etwas abseits an der Gezeitenlinie gelegenen Hof Sau Iso. Dort wurde das Opfer hochgehoben und auf einen heiligen Basaltstein geschleudert. Danach brachte man die Schildkröte zur Insel Idehd und zerschmetterte ihr auf dem Hügel aus Korallenblöcken den Kopf mit einer geweihten Keule. Der oberste Priester zerschnitt den Bauchpanzer mit einer scharfen Muschelschale und weidete das Opfer aus. Anschließend wurde das Fleisch in einem Erdofen gekocht. Unter Rezitieren von Beschwörungsformeln lockten die Priester die heilige Muräne aus ihrem Loch und fütterten sie mit den gekochten Innereien. Der Rest des Fleisches wurde an die Priester und den Saudeleur verteilt. Dem Opfer durften nur die höchsten Priester und der Herrscher beiwohnen. Alle damit verbundenen Orte, Zeremonien und Gerätschaften waren für das gewöhnliche Volk tabu.[11]

Peinkitel (Pan Kitel, Pei en Kitel) [Bearbeiten]

Das 130 x 48 m messende Basaltstein-Gehege ist teilweise auf dem Riff, teilweise auf festem Grund auf der Insel Temwen erbaut. Es enthält mehrere Grabanlagen. Die größte davon ist ein 7 x 5 m großes Kammergrab an der Westmauer aus auserlesenen Basaltsäulen. Angeblich soll dies das Grab des Eroberers Isokelekel sein. Allerdings ist umstritten, ob Isokelekel lediglich eine Sagengestalt oder eine tatsächlich existierende Person war.

Entdeckungsgeschichte [Bearbeiten]

Wahrscheinlich war Nan Madol bereits den Spaniern im 17. oder 18. Jahrhundert bekannt, da im 19. Jahrhundert in der Anlage einige spanische Silbermünzen und ein kleines Kreuz gefunden wurden. Die Entdeckung einer spanischen Kanone (vermutlich von einem havarierten Schiff) im Jahr 1839 durch HMS Larne förderte noch die Legende, Nan Madol sei eine Festung spanischer Piraten gewesen, in der ein riesiger Schatz versteckt sei. Dieses Gerücht führte mehrere Abenteurer und Schatzsucher nach Pohnpei, die die Plattformen und Grabanlagen durchwühlten und damit wichtige archäologische Spuren unwiederbringlich vernichteten.
Der erste Europäer, der Nan Madol 1843 in einer Reisebeschreibung erwähnte, war der spanische Weltreisende Francisco Michelena y Royas. [12]
Einen ausführlicheren und detailreicheren Bericht über Nan Madol legte der amerikanisch-hawaiische Reverend Ephraim W. Clark 1852 vor, der von 1852 bis 1864 in Mikronesien missionierte. [13]
Die Weltumseglung der österreichischen Fregatte SMS Novara führte 1858 erstmals Fachgelehrte nach Nan Madol.
Der Forscher und Abenteurer Johann Stanislaus Kubary, ein Brite polnischer Abstammung, hielt sich ab 1869 im Pazifik auf. Auf Pohnpei bewirtschaftete er eine Plantage und sammelte für das Museum Godeffroy Relikte aus Nan Madol. Sein Aufsatz, den er den Funden beilegte, enthält einen – schon relativ detaillierten - Lageplan sowie einige auf recht genauen Beobachtungen beruhende Detailskizzen einzelner Inseln und charakteristischer Baumerkmale. [14]
Die erste „archäologische“ Grabung nahm der damalige deutsche Vizegouverneur Victor Berg im April 1907 auf Wunsch des Leipziger Völkerkundemuseums vor. Die Durchführung war allerdings derart unsachgemäß, dass die Fundstücke heute nur unzureichend den Fundorten zuzuordnen sind. Er starb nur einen Tag nachdem er das Grab von Isokelekel öffnen ließ, nach dem ärztlichen Befund an einem Sonnenstich und „totaler Erschöpfung“.[15] Die Einheimischen glaubten jedoch an die Vergeltung der Götter für die Entweihung des geheiligten Königsgrabes. Seine Aufzeichnungen wurden zwar als Bestandteil des Nachlasses nach Europa gesandt, gingen aber auf unerklärliche Weise verloren.
Die erste Untersuchung unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten unternahm der Ethnologe Paul Hambruch, der im Rahmen der Großen Hamburger Südsee-Expedition von 1908 bis 1910 Nan Madol sorgfältig vermaß und eine genaue Beschreibung sämtlicher Inseln vorlegte. Er zeichnete eine exakte Karte, die heute noch als Grundlage archäologischer Arbeiten herangezogen wird. Die von Berg, Kubary und Hambruch geborgenen Fundstücke - Schmuckteile, Beilklingen aus Tridacna-Muscheln, Netzgewichte und Angelhaken - befinden sich heute im Völkerkundemuseum Leipzig.[16]
Kurz vor dem 2. Weltkrieg forschte der japanische Archäologe Ichiro Yawata in Nan Madol, die Ergebnisse fanden jedoch durch den Kriegsausbruch international nur wenig Beachtung.
In den letzten Jahren haben sich besonders der amerikanischen Archäologe J. Stephen Athens vom International Archaeological Research Institute in Honolulu und der Anthropologe William S. Ayres von der Oregon State University mit Nan Madol befasst.

Reflexion [Bearbeiten]

  • Nan Madol ist unter dem Namen „Nan-Tauach“ ein Handlungsort in dem Fantasy-Roman Der Mondteich (Originaltitel: The Moon Pool) von Abraham Merritt.

Literatur [Bearbeiten]

  • Paul Hambruch: Ponape. De Gruyter Verlag., Hamburg 1936 (Nachdruck: Fines Mundi, Saarbrücken); 3. Band von Otto Reche: Ergebnisse der Südsee-Expedition (1908 - 1910).

Weblinks [Bearbeiten]

Commons Commons: Nan Madol – Sammlung von Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [Bearbeiten]

  1. William S. Ayres: Nan Madol, Micronesia in Society for American Archaeology, Volume 10, 1992, S. 4
  2. J. Stephen Athens: The Megalithic Ruins of Nan Madol in Natural History, Volume 12, 1992, S. 56
  3. William S. Ayres: Mystery Islets of Micronesia in Archaeology, Jan/Feb 1990, S. 60
  4. a b J. Stephen Athens, S. 56
  5. Patrick V. Kirch: On the Road of the Winds - an Archaeological History of the Pacific Islands before European Contact, Berkeley 2000, S. 197
  6. Paul Hambruch: Ponape, Ergebnisse der Südsee-Expedition 1908-1910, Band 3, Hamburg 1936
  7. J. Stephen Athens, S. 59
  8. J. Stephen Athens, S. 57
  9. Dr. Sarfert: Ausgrabungsfunde von Nan Matol auf Ponape, veröffentlicht im Jahrbuch des Städtischen Museums für Völkerkunde zu Leipzig, Band 5, Leipzig 1911, S. 3
  10. William S. Ayres (1990), a.a.O.
  11. vgl. Paul Hambruch, S. 92 ff.
  12. Michelena y Royas: Viajes centificos en todo el mundo, desde 1822 hasta 1842, Madrid 1843
  13. E. W. Clark: Remarkable ruins on Ascension, Honolulu 1852
  14. J. S. Kubary: Die Ruinen von Nan Matal auf der Insel Ponape im Journal des Museums Godeffroy, Hamburg 1874, S. 123 – 132
  15. Bernd Längin: Die deutschen Kolonien, Hamburg-Berlin-Bonn 2004, S. 248-249
  16. Nach einer mir persönlich gegebenen Auskunft liegen die Fundstücke zur Zeit noch verpackt im Archiv und sollen nach der Erweiterung des Museums ab etwa 2009 ausgestellt werden. Benutzer:American, 18. September 2007

integralrampe



Integralrampe nach Klemm. Grafik: Stefan Eggers
Der Artikel zur Integralrampe ist noch in Arbeit und folgt in Kürze!

Astronauten bei den Maya

Astronauten bei den Maya
Von Walter-Jörg Langbein Startseite - Berichte


Ein seltsames Relief 
in einem unterirdischen Gang von Copan Die Geschichte Mexikos begann, wenn man altehrwürdigen Überlieferungen Glauben schenken kann, mit Außerirdischen. So heißt es bei den Huichol im Norden Mexikos, einst sei ein "freundlicher Stamm" von den Sternen gekommen. Die Flugvehikel der Fremden, in denen sie vom Himmel herabstiegen, sahen wie "flache, polierte Edelsteine" aus. Jene Außerirdischen berichteten den Menschen viel über ihre Heimat, die irgendwo in den Weiten des Alls lag. Die Menschen aber verstanden vieles davon nicht.
Die Kulturen Indiens und die der Mayas haben eine geheimnisvolle Gemeinsamkeit: Glaubt man den alten Überlieferungen der Völker, dann begann ihre Geschichte, Tausende Kilometer voneinander entfernt fast gleichzeitig. Nach Professor Dr. Kumar Kanjilal fand die Schlacht bei Kiruksetra, Indien 3102 v. Chr. in Indien statt. Nach John Erich Sidney Thompson, der zu den führenden Maya-Experten zählt, gaben die Mayas den 11. August 3114 v. Chr. als "Nullpunkt" ihrer Geschichte an.
In grauer Vorzeit kamen einst "Himmelswesen" zur Erde, lehrten die Mayas und schufen die ersten Menschen "Sie haben keine Mutter, keinen Vater. Keine Weiber haben sie geboren und sie wurden auch nicht als Söhne gezeugt. Ein Wunder war es, dass sie erschaffen wurden, ein Zauber gewirkt von der Erbauerin und dem Schöpfer, von der Gebärerin und dem Söhne-Erzeuger, von dem mächtigen Kukumaz." (Popol Vuh, heiliges Buch der Mayas)
Die ersten von den Göttern geschaffenen Menschen waren keineswegs perfekt: "Ihre Sprach war sinnlos!" Die misslungenen Exemplare wurden von der Erde getilgt - in einer Flut. Vergeblich versuchten sie, ihrem Los zu entkommen. Sie erklommen "die Dächer ihrer Häuser, aber die Häuser brachen zusammen. Auch Höhlen und Bäume gewährten keine Zuflucht. So wurden sie zerstört und die wenigen, die überlebten, wurden die heutigen Affen."
Als misslungene Kreaturen der Götter galten auch die gefürchteten Riesen. Sie wüteten unter den Menschen, töteten viele von ihnen. Gott Ah Mucenab entfachte ein gewaltiges Feuer, um sie auszurotten. Trotzdem überlebten einige der gefürchteten Giganten. "Im trüben Dämmerlicht irrten hungernde Riesen umher. Sobald die Menschen mit ihnen zusammentrafen, kam es zu verzweifelten Kämpfen." Die Götter starteten einen letzten Angriff. Sie ließen fliegende "Himmelsjaguare" Attacken auf die Giganten fliegen.
Vom Himmel kamen die Götter immer wieder herabgestiegen, zum Himmel fuhren sie immer wieder empor. Daran wollten sich die Mayas immer wieder erinnern. Niemals sollte vergessen werden, dass die Besucher kamen, gingen und sicher einmal - wie versprochen - zur Erde zurückkehren würden.
Vom Himmel hoch....
Chichen Itza: 
Ein Gott steigt vom Himmel hernieder
Ähnliches weiß auch "Chilama Balam", eine Sammlung von Mythen aus dem alten Mexiko zu vermelden. Da heißt es unzweideutig und klar, "Wesen, die auf fliegenden Schiffen vom Himmel herabgekommen sind, weiße Götter, die auf Kreisen fliegen, die bis an die Sterne reichen" hätten den Vorfahren der Mayas die Kultur gebracht.
Studiert man uralte Kunstwerke und mythische Überlieferungen der Mayas, so begegnet man diesen Wesen, die einst aus dem All zur Erde kamen, immer wieder. In Izapa beispielsweise sind geheimnisvolle Apparate zu sehen, die am Himmel schweben. Menschenähnliche Wesen sitzen darin. In Tulum, Mexiko, wurden "herabstürzende Götter" verewigt. Es handelt sich um menschenähnliche Wesen, deren Gesichter hinter seltsamen Masken verborgen sind. Altamerikanist Nicholas Hellmuth gibt zu, dass seine Zunft angesichts dieser schwebenden Gestalten mit den Masken vor einem Rätsel steht. Er konstatiert, dass "nicht bekannt (sei), was diese Masken repräsentieren, da sie noch nie eingehend studiert worden sind". Der Wissenschaftler weiter: "Ihre Bedeutung sollte nicht auf Grund eines Modells von vornherein festgelegt sein, sondern sorgfältig erarbeitet werden."
Für den Zeitgenossen bietet sich eine Erklärung förmlich an: Bei den Göttern handelt es sich um Außerirdische mit Schutzanzügen. Deutlich sind "lange Luftschläuche" zu erkennen.
Götter, Helme, Kosmos...
Interessant ist eine Frage von wirklich zentraler Bedeutung: Wann tauchen "Götter" in "Raumanzügen" mit "Luftschläuchen" erstmals bei den Mayas auf? Die Antwort ist eindeutig: Wir begegnen ihnen bereits bei den Olmeken, den Vorläufern der Mayas. Peter Fiebag, der sich intensiv mit außerirdischen Einflüssen auf die Maya-Kultur auseinander gesetzt hat, weist darauf hin - in seinem Standardwerk "Der Götterplan": "Dort tritt in Oxtotitlan eine der frühesten dieser Gestalten, quasi ein Prototyp, hervor. Monumental blickt eine polychrome Malerei an einem Felsen über einem Höhleneingang dem Betrachter entgegen. Die Zeichnung entstand zwischen 800 und 700 vor Christus. Auf einem Jaguarthron sitzt eine Person in ungewöhnlich dynamischer Pose. Ein Anzug umschließt hermetisch den Körper. Das Gesicht wird auch hier von einem Helm geschützt. Federn an den Armen scheinen eine enge Beziehung zum Fliegen anzudeuten. Die linke Hand weist nach oben, hinauf zum Kosmos."
Die Maya-Kultur basiert also auf älteren Vorläufern. Es wurden Gottheiten aus früheren Glaubenswelten übernommen, die wir heute unschwer als Außerirdische identifizieren können. Sie wurden von den ersten Mayas verehrt. Sie wurden immer noch angebetet, als sich die Mayakultur der Epoche zuneigte, die in der wissenschaftlichen Literatur als "Endklassikum" (etwa 900 nach Christus) bezeichnet wird. Sie wurden von kundigen Künstlern in Form von Figürchen aus Ton oder Stein verehrt. Sie wurden von kundiger Hand in Tempelfresken als Reliefs verewigt. Sie fanden Eingang in verschiedene heilige Hieroglyphentexte, deren Gesamtbedeutung bis heute nicht geklärt werden konnte.
Besonders ergiebig sind die Aufzeichnungen, die uns unbekannte Künstler aus der Kulturmetropole Chitchén Itzá, Yucatan, hinterlassen haben. Bei der Fülle von bis heute ungeklärten Darstellungen ist Vorsicht geboten. Gewiss, man darf nicht in jedem seltsamen Bildnis einen Außerirdischen sehen. Oft muss man sich aber förmlich Gewalt antun, wollte man Hinweise auf außerirdische Besucher im Maya-Reich übersehen. Das vielleicht schönste Beispiel: Im "Tempel der vier Linteln" wurde ein "Messerflügel-Gott" dargestellt. Das Gesicht der himmlischen Gestalt ist hinter einem Helm verborgen. Blickt uns da ein Außerirdischer durch das Sichtfenster seines Raumfahrer- oder Schutzanzugs entgegen?
UFOs sind zu finden im so genannten "oberen Jaguartempel". Da sitzt "Hauptmann Sonnenscheibe" in einem kugelförmigen Objekt. Technische Gerätschaften umgeben ihn. Die eifrigen Künstler, die das fantastische Szenario darstellten, konnten nicht wissen, wozu sie dienten, versuchten aber, sie so detailgetreu wie nur möglich abzubilden.
Vom Himmel kamen die Götter immer wieder herabgestiegen, zum Himmel fuhren sie immer wieder empor. Daran wollten sich die Mayas immer wieder erinnern. Niemals sollte vergessen werden, dass die Besucher kamen, gingen und sicher einmal - wie versprochen - zur Erde zurückkehren würden.
Eine der schönsten Pyramiden der Welt, die von Chichén Itzá, auf der Halbinsel Yukatan gelegen, erinnert noch heute an die Besucher, die vom Himmel kamen und wieder in den Himmel verschwanden. Die Pyramide des Kukulkan, dreißig Meter hoch, erinnert an einen Gott, der einst "an die Ufer des Himmelswasser" gereist sein soll. Nach einer anderen Version der Überlieferung wurde er zum Himmel entrückt. Als "Herr des Himmels und der Sterne lebte er von da an in der Milchstraße, die als Weg durch die himmlischen Gefilde fungiert. In jenen Sphären lebte er von da an." Irgendwann würde er wieder zur Erde kommen: Kukulkan, der bei den Mayas auch "gefiederte Wolkenschlange" hieß.

Ein Zentrum der fliegenden Götter war ganz ohne Zweifel die einst heilige Stadt Chichén Itzá. Sie wurden hier verehrt. Hier wartete man auf ihre Wiederkehr, nachdem sie irgendwann wieder in den Weiten des Universums verschwunden waren. Hier legte man folgerichtig ein imposantes Observatorium an - in drei Stufen. Luken sind in die Wände eingearbeitet worden, die nach bestimmten Sternkonstellationen ausgerichtet sind. Einst waren die Wände dieses Observatoriums, das in seiner äußeren Form sehr modern und zweckdienlich anmutet, mit Abbildungen von Göttern verziert. Leider sind nur noch Bruchstücke davon erhalten.
Wie mögen diese Darstellungen ausgesehen haben? Vermutlich ähnelten sie jenen, die auch heute noch in den Reliefs eines weiteren Gebäudekomplexes erhalten sind: im "Tempel der Jungfrauen". Wie das imposante Bauwerk zu Maya-Zeiten hieß, wissen wir nicht. Die heute benutzte Bezeichnung stammt von den spanischen Eroberern, ist aber rein willkürlich gewählt. Willkürlich mutet auch die Bezeichnung für die Götterdarstellungen in jenem Bauwerk an: Bienengötter sollen es sein. Deutlich sind plumpe Helme auszumachen. Die Leiber der geheimnisvollen Wesen stecken in Anzügen, vergleichbar mit jenen, die auch unsere Astronauten tragen. Und diese Gestalten fahren zur Erde nieder. Ist der Vergleich zu gewagt? Er drängt sich jedem Betrachter auf.
Das wohl beeindruckendste Gebäude von Chichén Itzá ist die Pyramide des "Kukulkan". Sie steht, dreißig Meter hoch, im Zentrum der heiligen Anlage. 55,50 Meter misst die Seitenlänge an der Basis. Auf jeder Seite des quadratischen Baus führt eine Treppe mit jeweils 91 Stufen empor. Auf der obersten Plattform steht ein Tempel. Er ist Gott Kukulkan geweiht, der auch unter dem Namen Quetzalcoatl bekannt ist.
Kukulkan soll, das sagen Inschriften aus, in Chichén Itzá regiert haben. Man kann darüber streiten, was das zu bedeuten hat. Sollte tatsächlich ein Außerirdischer vorübergehend in Chichén Itzá residiert haben? Oder hat ein weltlich-irdischer Herrscher seinen Namen angenommen, um so seine besondere Machtstellung zu unterstreichen?
Die Licht-Show 
von Chichen Itza
Wie dem auch sei: Die Pyramide von Chichén Itzá stellt eine geniale Konstruktion dar. Sie bietet alle Jahre wieder, am 21. März und am 21. September, so etwas wie eine "Lichtschow". Durch das Zusammenspiel von Steinstufen, Sonnenlicht und Schatten, wird ein grandioses Schauspiel geboten - seit Jahrhunderten. Es lockt auch heute noch Tausende von Maya-Nachkommen, aber auch Touristen, an. Am 21. März und am 21. September kriecht eine "Schlange", geformt aus Licht und Schatten, von der obersten Tempelplattform nach unten. Sie ringelt sich die steilen Pyramidenstufen hinab....und kehrt auch wieder nach oben zurück.
Im "Buch der Jaguar-Priester" heißt es: "Sie (die Götter, Ergänzung des Verfassers) stiegen von der Straße der Sterne hernieder. Sie sprachen die magische Sprache der Sterne des Himmels. Ihr Zeichen ist unsere Gewissheit, dass sie vom Himmel kamen. Und wenn sie wieder herniedersteigen, dann werden sie neu ordnen, was sie einst schufen."
Das Licht-und-Schatten-Spiel soll auch heute noch an jene Götter erinnern, die einst von den Sternen zur Erde herabstiegen und die irgendwann einmal wieder gen Himmel emporstiegen. Ganz ähnliche Bedeutung hat auch ein akrobatischer Tanz, den ich 1964 und 1992 vor Ort bewundern durfte. Sein Ursprung reicht viele Jahrhunderte, ja vielleicht sogar Jahrtausende in die Vergangenheit. Christlichen Missionaren war er ein Stein des Anstoßes, erinnerte er doch deutlich an die ältesten Glaubensüberlieferungen der Völker Zentralamerikas. Die "frommen Europäer" kapitulierten bald, weil sie einsehen mussten, dass der Tanz der fliegenden Menschen nicht zu verbieten war. Zu sehr war er in ursprünglichsten Glaubensüberlieferungen verankert. Er wurde in die christliche Tradition eingebunden und heute besonders im Rahmen von Fronleichnamsprozessionen aufgeführt.
Der einst heilige Tanz wird auch häufig als Touristenattraktion aufgeführt. Man mag das kritisch beurteilen. Schließlich wird doch religiöses Brauchtum - zumindest in den Augen der meisten Touristen - zum Jahrmarktsspektakel degradiert. Auf diese Weise aber werden so viele Menschen wie nur möglich mit einem Brauch vertraut gemacht, der an die Besuche von Außerirdischen im Maya-Reich erinnert.
Erstmals beobachtete ich den Tanz der "fliegenden Menschen" 1964. 1992 erlebte ich ihn ein zweites Mal - und verstand seine kosmische Bedeutung.
Der Flug der "Voladores"
Der Flug des 
Voladores
Im Zentrum des Tanzes der fliegenden Menschen steht ein gewaltiger, etwa fünfzig Meter hoher Mast. An seiner Spitze ist ein hölzernes quadratisches Viereck angebracht. Es ruht auf einem Lager und kann sich wie ein Rad auf der Spitze des Mastes drehen.
Vier Indios, die es als große Ehre erachten, an dem Ritual teilnehmen zu dürfen, führen den mystischen Tanz auf. Sie beginnen am Erdboden. Sie umkreisen den Mast. Dabei vollführen sie stets einen Bewegungsablauf, der sich endlose Male zu wiederholen scheint. Sie gehen tänzelnd, verbeugen sich dabei tief, als wollten sie Mutter Erde ihre Reverenz erweisen. Dann werfen sie wieder den Kopf weit zurück in den Nacken und blicken zum Himmel empor, starren in jene Gefilde, aus denen nach ihrer Überzeugung zu Zeiten ihrer Vorvorväter einst die himmlischen Lehrmeister kamen.
Vier Indios umtanzen den Mast, begleitet von geheimnisvollen Flötenklängen und dem Rhythmus einer schweren Trommel. Schließlich verstummt die Musik. Die Indios erklimmen in rascher Reihenfolge nacheinander den Mast. Einer von ihnen posiert sich auf der Spitze, beginnt zu tanzen. Um ihn herum dreht sich das hölzerne Viereck. Sein Zentrum stellt die Erde dar. Die vier Ecken symbolisieren die vier "Ecken" des Universums.
Das magische Quadrat wird in kreisende Bewegung versetzt. Während einer der Indios auf der Spitze des Pfahls tanzt, beginnt die eigentliche Zeremonie. Seine vier Kollegen schlingen Seile um den rechten Fußknöchel. Dann lassen sie sich kopfüber in die Tiefe fallen. Sie stürzen zu Boden, so wie einst die Götter der Urzeit aus dem All zur Erde niederfielen. Die Männer fallen aber nicht, sie fliegen. Sie umkreisen in immer rascher werden Bahnen den Mast. Die sie haltenden Seile laufen dabei ab, so dass die "Voladores" sich rasch der Erde nähern. Dabei haben sie die Arme weit ausgestreckt. Maya-Experte Peter Fiebag: "Sie symbolisieren das Herabkommen, den Flug menschenähnlicher Wesen aus dem Himmel - und ihre Landung auf der Erde."
Gott Itzamna war womöglich der Auslöser dieses heute zirzensisch anmutenden Rituals. Er gilt als ein Vertreter der ältesten Göttergeneration und soll, so verkünden es verschiedene Inschriften, in grauer Vorzeit aus dem All....vom Himmel hoch...zur Erde gekommen sein. Das konnten doch nur Götter gewesen sein, himmlische Wesen, die ihre Gesichter hinter Masken verbargen. Die kosmischen Besucher wurden integriert - in alte Religionen. Neue Glaubensvorstellungen wurden entwickelt. Heilige Mythen entstanden. Und immer geht es um Wesen aus dem All. Um Außerirdische, die einst auch nach Zentralamerika kamen, schon bevor es ein Maya-Reich gab.
Der Astronaut in der Gruft
Abstieg zur 
Gruft
Viele Jahrhunderte schlummerte eine der geheimnisvollsten Städte Zentralamerikas unter dem alles verschlingenden und überwuchernden Dickicht des gefräßigen Urwalds: Palenque. Das ist nur gut so. Denn der üppigen Mutter Natur haben wir es zu verdanken, dass nicht alle Stätten, die zentral- und südamerikanische Kulturen hervorgebracht haben, von den barbarischen Europäern zerstört wurden. Angesichts der geradezu planmäßigen Verwüstung hochstehender Kulturen ist es längst keine Frage mehr: Nicht die Mayas, nicht die Inkas, nicht die Azteken waren die wahren Wilden, sondern die christlichen Europäer, die mit unerträglicher Verachtung auf die Vertreter rätselhafter Kultur herabblickten.
Rätsel einer Ruinenstadt
"Palenque" als Name ist jung, nur wenige Jahrhunderte alt. Gewählt wurde die Bezeichnung von den Spaniern. Sie heißt verdeutscht so viel wie "befestigte Häuser". Wie die Stadt im tiefsten Urwald einst hieß, das ist ebenso unbekannt wie ihr Alter. Nach dem studierten Religionswissenschaftler White Bear Fredericks, er wurde in der Hopi-Reservation Old Oraibi in Arizona geboren, geht sie auf Besucher aus dem All zurück. Hier sollen einst die "Katchinas", himmlische Lehrmeister, die Menschen in einer Art Universität in die Geheimnisse des Universums eingeführt haben.
Anno 1773 wurden Antonio de Solis, dem Kurator von Tumbala, im heutigen Chiaspas gelegen, Gerüchte zugetragen. Angeblich hatte man mitten im Urwald die Reste steinerner Bauten entdeckt. Auch der Priester Romand Ordonez erfuhr in Ciudad Real von den geheimnisvollen Ruinen. Der Gottesmann befahl sofort, man müsse den Dingen auf den Grund gehen und ließ einen Erkundungstrupp zusammenstellen. Die Männer stießen tatsächlich keine sechs Kilometer von Santo Domingo entfernt auf gut erhaltene Ruinen einer mysteriösen Stadt. Sie waren freilich vom üppigen Pflanzenwuchs des Urwalds überwuchert.
Die Universität 
von Palenque
Offizier Antonio del Rio war der erste Europäer, der nach archäologischen Artefakten suchte. Er kam am 3. Mai 1787 in Palenque an. Alles andere als ein Wissenschaftler suchte er freilich mehr nach Gold als nach wissenschaftlich verwertbaren Hinweisen und wurde bitter enttäuscht. Er ließ schlecht bezahlte Indios mit brachialer Gewalt sporadisch graben. Kostbarkeiten aus Edelmetall wollten sich keine finden lassen. Archäologische Kostbarkeiten wurden mit Sicherheit zerstört. So ganz mit leeren Händen wollte del Rio freilich auch nicht die Moskitohölle im Urwald verlassen. Also ließ er willkürlich archäologische Artefakte einsammeln, 25 Zeichnungen anfertigen und trat erleichtert den Rückweg an. Seine indianischen Arbeiter waren froh über jede Minute, die sie nicht länger in den Gemäuern der Ruinen verbringen mussten. Sie waren davon überzeugt, dass es dort spukte. Steinerne Skulpturen, die zwischen grünem Gestrüpp hervorragten versetzten sie in Angst und Schrecken. Der karge Lohn, der ihnen ausgezahlt wurde, war mehr als bescheiden.
Bei den Geistlichen in Zentralamerika stieß del Rio mit seinem Bericht über die Expedition in den Urwald auf vollkommenes Desinteresse. Seine Aufzeichnungen aber gelangten auf Umwegen nach Europa. 1822 wurden sie gar in London als schmales Bändchen in Druck gegeben. So erfuhr Jean-Frederic Graf von Waldeck von der geheimnisvollen Ruinenstadt. Er musste vor Ort ergründen, was es da im Urwald wirklich zu sehen gab.
Leider war Graf von Waldeck so gut wie mittellos. Vergeblich suchte er nach wohlhabenden Sponsoren für eine Forschungsreise. Schließlich rief er die Bevölkerung zu einer Spendenaktion auf. Als nur umgerechnet 3 000 Dollar zusammenkamen, hätte das eigentlich das Ende der Aktion bedeuten müssen noch bevor sie richtig begonnen hatte. Graf von Waldeck aber war hoffnungsloser Optimist und brach 1822 nach Mexiko auf. Wenn er auch kaum Geld hatte, so bekam er doch ein beeindruckendes amtliches Dokument. Die Regierung erteilte ihm die Genehmigung dazu, Palenque dem Urwald zu entreißen, die einzelnen Bauten zu erkunden und zu erforschen. Finanzielle Mittel wurden ihm keine zur Verfügung gestellt.
Wenig beeindruckt zeigten sich die Indios vor Ort von des Grafen amtlichen Schriftstücken. Ihnen war es herzlich gleichgültig, ob der verrückte Europäer im Urwald buddeln lassen durfte oder nicht. Sie wollten Bares sehen. Schließlich waren sie bettelarm und mussten ihre Familien ernähren. Wenn man nicht weiß, wovon man am nächsten Tag leben soll, ist das Interesse an wissenschaftlicher Erforschung der Vergangenheit meist eher bescheiden ausgeprägt.
Graf von Waldeck machte gleich zu Beginn seines Urwaldaufenthalts eine sensationelle Entdeckung. Legten doch seine indianischen Helfer eindeutig steinerne Skulpturen von Elefanten frei. Nach bis heute gültigem Geschichtsbild können die Steinmetzen von Palenque aber niemals jene rüsselbewehrten großohrigen Tiere zu Gesicht bekommen haben. Woher sollten aber die Bewohner der Stadt Palenque zu ihren Informationen gekommen sein?
Je länger der von der Erforschung der Frühgeschichte förmlich besessene Graf von Waldeck arbeitete, desto verdächtiger wurde er einigen lokalen Beamten. Schließlich wurde gar das böse Gerücht in Umlauf gesetzt, er habe die Ruinenstätte geplündert und wertvollste Schätze außer Landes gebracht. Der Adelige bekam es mit der Angst zu tun. Da er fürchtete seines Lebens nicht mehr sicher zu sein, verließ er überstürzt das Land. 1838 erschien sein Buch "Romantische Reise in Yukatan". Dieses Werk wiederum begeisterte den Amerikaner John Lloyd Stevens. Zusammen mit dem genialen Maler Frederick Catherwood bereiste er Südamerika, besuchte unter anderem auch Palenque.
Heutige Reisende in Sachen Prä-Astronautik haben es bequem. Sie können in durchaus akzeptablen Hotels direkt vor Ort logieren. John Lloyd Stevens und Frederick Catherwood hatten es da schon schwerer. Sie mussten ihr bescheidenes Lager direkt in den Ruinen aufschlagen. Stechmücken, Zecken, Schlangen und anderes Getier machten den Aufenthalt zur Qual.
Diese mehr als widrigen Umstände taten der Begeisterung der Amerikaner keinen Abbruch. John Lloyd Stevens notierte in seinem Tagebuch: "Nichts hat mich im Roman der Weltgeschichte mehr beeindruckt als diese spektakuläre und liebliche Stadt."
Geradezu ehrfürchtig erkannten die begeisterten Forscher, dass die Erbauer von Palenque über einen technischen Standard verfügt haben müssen, der dem europäischen ihrer "modernen Zeiten" haushoch überlegen war. Da war ein komplexes Röhrensystem angelegt worden. Gewiss, es war nur noch in Teilbereichen erhalten. Da wurden die Wassermassen, die in der Regenzeit in Massen auf Tempeldächer herabprasselten, in ein präzise angelegtes Röhrensystem gelenkt und in unterirdischen Zisternen gespeichert.
Entdeckt wurden auch zahlreiche unterirdische Tunnels, deren Sinn bis heute nicht geklärt werden konnte. Allem Anschein nach gab es einst eine weitläufige, komplex angelegte Unterwelt. Wozu? Wurden in Hallen und Gängen tief unter der Erde mysteriöse Riten abgehalten, die im Zusammenhang mit der Welt der Verstorbenen standen?
Palenque, im 
Hintergrund die Universität
Seit Jahrzehnten versuchen Wissenschaftler aus aller Welt ganz fundamentale Fragen zu beantworten. Wann wurde Palenque gegründet? Wann endete seine Geschichte? Nach Hopi-Häuptling White Bear beginnt die Geschichte Palenques mit der Gründung einer Universität durch himmlische Lehrmeister. Geht man nach verschiedenen "Jahresangaben", die an verschiedenen Gebäuden der Urwaldstadt angebracht sind, dann ist sie in der Tat uralt. Professor Herbert J. Spinden hat eine Vielzahl von verblüffenden "Jahreszahlen" in Inschriften gefunden, die in weit zurückliegende Zeiten zurückreichen. Im "Tempel des Kreuzes" sind notiert - auf unser auf Christus hin ausgerichtetes System umgerechnet: der 7. Februar 3379 v. Chr., der 8. April 3371 v. Chr. und der 21. Dezember 2619 v. Chr. Ähnlich frühe Daten wurden in Inschriften im "Tempel der Sonne" und im "Tempel des Blattkreuzes" verewigt: der 8. Januar 2618 v. Chr. und der 20. April 2584 v. Chr. Derlei Daten werden freilich von der Archäologie nicht zur Kenntnis genommen.
Nicht minder mysteriös ist auch das Ende von Palenque. Im siebten nachchristlichen Jahrhundert soll es eine wahre Urwaldmetropole gewesen sein. Die zahlreichen prunkvollen Gebäude erstreckten sich über ein Areal von immerhin etwa acht Quadratkilometern Fläche.
Was aber wurde aus der Stadt? Sie wuchs über einen längeren Zeitraum heran, gedieh prächtig und erreichte einen Höhepunkt. Dann aber wurde sie urplötzlich, von einem Moment zum anderen, aufgegeben und verlassen. Niemand weiß warum die Menschen ihre mit so viel Mühe erkämpfte Heimat so plötzlich gegen eine völlig unklare Zukunft im Nirgendwo eintauschten. Niemand vermag zu sagen, was aus ihnen wurde. Sie verschwanden im Nirgendwo.
Das Geheimnis der Gruft
Das imposanteste Gebäude von Palenque ist zweifelsohne der "Tempel der Inschriften". Er thront, einundzwanzig Meter hoch, auf einer Stufenpyramide, die aus acht aufeinandergesetzten Plattformen besteht. Zunächst war man davon überzeugt, dass das Bauwerk ganz typisch für die mittelamerikanische Architektur sei. Im Gegensatz etwa zu Ägypten galten Pyramiden als Unterbauten von Tempeln, nicht als Grabstätten.
Doch 1949 machte der mexikanische Archäologe Dr. Alberto Ruiz Lhullier eine bedeutsame Entdeckung. Zahllose Archäologen hatten sie übersehen: eine wuchtige Bodenplatte. Dr. Alberto Ruiz Lhullier ließ sie entfernen. Vor ihm tat sich ein Treppenschacht auf. Der war freilich bis zur Oberkante mit Steinbrocken aufgefüllt.
Die erhoffte Sensation ließ auf sich warten. Tonnen von Schutt mussten abgetragen werden, bis Lhullier endlich drei Jahre später am 15. Juni 1952 vor einer dreieckigen, massiven Steintür stand. Sie wurde geöffnet. Lichtquellen wurden herbeigeschafft und erleuchteten ein märchenhaft-mystisches Szenario. Dr. Alberto Ruiz Lhullier notierte in seinem Tagebuch, was er empfand: "Ich betrat einen großen, leeren Raum, eine Art Eisgrotte, deren Wände und Decke mir vorkamen wie perfekte Flächen, wie eine aufgegebene Kapelle, von deren Decke ganze Vorhänge von Stalaktiten hingen, als ob es tropfende Kerzen wären."
Dr. Lhullier wollte sofort erkunden, was sich in der geheimnisvollen unterirdischen Gruft (neun Meter lang, vier Meter breit und sieben Meter hoch) befand. Um dies herauszufinden, ließ er das Meer von Stalaktiten abschlagen und aus der Krypta entfernen. In verständlichem Übereifer wurde so eine Chance der Datierung verschenkt. Man hätte nämlich anhand der Tropfsteine genau feststellen können, wie lange es gedauert haben muss, bis sie ihre beeindruckende Größe erreicht hatten. Vielleicht wüssten wir dann heute mehr über das Geheimnis der Gruft.
Am Boden des Raums tief unter der Pyramide, zu der ein beschwerlicher, verwinkelter Gang führt, entdeckte Dr. Lhullier einen beeindruckenden steinernen Sarkophag. Es kostete enorme Anstrengungen, den gewaltigen Sargdeckel zu entfernen. Der hat beachtliche Ausmaße. Er ist 3,80 Meter lang, 2,20 Meter breit und 25 Zentimeter dick. Er ruht, zehn Tonnen schwer, auf einem zwanzig Tonnen schweren Sarg. Darin wurde ein Skelett gefunden. Der reiche Jadeschmuck, die kostbare Gesichtsmaske ließen darauf schließen, dass hier ein wichtiger Würdenträger bestattet worden war. In Kreisen der Archäologie ist man sich heute weitestgehend darüber einig, dass hier Pacal seine letzte Ruhe fand.
Pacal wurde anno 603 n. Chr. geboren. Dieses Datum ist in mindestens fünf verschiedenen Inschriften in Palenque verzeichnet worden, kann also als gesichert angesehen werden. Bereits 615, also im dreizehnten Lebensjahr, wurde Pacal zum höchsten Würdenträger Palenques ernannt. Dieses wichtige Datum taucht an sechs verschiedenen Stellen in Palenque in Inschriften auf. Es wird mit einem kosmischen Ereignis in Verbindung gebracht. Genau 455 393 761 Tage vor dieser Inthronisation soll eine Sternengottheit zum Herrscher von Palenque ernannt worden sein, das sind 1 250 000 Jahre. Der Name dieses mythischen Wesens ist unbekannt. Die verwendete Glyphe lässt aber darauf schließen, dass sie mit dem Planeten Mars in Verbindung gebracht wurde.
Rudolf Eckhardt, ein profunder Kenner der Geheimnisse der Mayas, führt dazu aus: "Doch wie ist die Verbindung Pacals über eine Sternengottheit zum Mars konkret erklärbar? Natürlich wollte Pacal seinen Legitimitätsanspruch aus direkter Abfolge von den uranfänglichen Göttern herleiten. Doch was geschah vor mehr als 1 250 000 Jahren in unserem Planetensystem?" Sollte damals nach Überzeugung der Mayas ein Besuch außerirdischer Intelligenzen auf Planet Erde stattgefunden haben?
Zurück zur Biografie Pacals. Mit 23 heiratete er eine vornehme Frau, der ebenfalls eine mythologisch-göttliche Herkunft nachgesagt wurde. Sie starb im Alter von 46 Jahren und 240 Tagen. Pacal war damals 69 Jahre alt. Wann aber endete Pacals Leben? Unmittelbar nach der Öffnung von Pacals Sarkophag wurde erstmals eine Untersuchung des Skeletts vorgenommen. 1974 wurde ein zweites Gutachten erstellt, das das erste voll und ganz bestätigte. Demnach starb Pacal im Alter von 40 Jahren. Nach Maya-Inschriften aber erreichte der Fürst ein fast schon biblisches Alter von 80 Jahren und 158 Tagen.
Wie ist diese Diskrepanz zu erklären? Stimmen die so präzise angegebenen Daten gar nicht? Das ist wenig wahrscheinlich. Rudolf Eckhardt: "Es existiert kein Hinweis, der zwingend vermuten lässt, dass Geburts- oder Todesdaten jemals ‘zurechtgebastelt’ oder gefälscht wurden. Astrologische Korrelationen oder Zahlenspielereien lassen sich in diesem Zusammenhang nicht nachweisen."
Der Tempel der 
Inschriften von Palenque
Vor Jahrzehnten staunte die Fachwelt ob der Tatsache, dass unter der Pyramide von Palenque ein Fürst bestattet worden war. Man sprach von einer einzigartigen Ausnahme, was sich als Irrtum herausstellte. Den inzwischen ist bekannt, dass auch Pyramiden in anderen Maya-Städten, etwa in Mamialiyuyu und Tikal, ebenfalls Gräber enthielten. Es wurde aber kein einziger Fall bekannt, wonach eine Gruft einen anderen Leichnam beherbergte als in den entsprechenden Inschriften angegeben.
Wie ist der "unmögliche" Sachverhalt zu erklären, dass Pacal zwar nach allen Inschriften über 80 Jahre alt wurde, sein imposanter Sarkophag aber die Gebeine eines Mannes enthält, der mit etwa 40 Jahren starb?
Gibt es eine einleuchtende Erklärung dafür, dass Pacal im Alter von über 80 Jahren das Zeitliche segnete, biologisch aber nur 40 Jahre alt wurde? Eine zweifelsohne kühne Spekulation ist möglich. Um sie verständlich zu machen, muss ein fantastisches Szenario durchgespielt werden.
Nehmen wir an, Pacal stand in Verbindung mit vorgeschichtlichen Außerirdischen. Nehmen wir weiter an, dass der Fürst eine Zeit lang - ähnlich wie Hesekiel - an Bord eines Raumschiffes genommen wurde. Seit Einstein wissen wir, dass Zeit nicht gleich Zeit ist. An Bord eines beschleunigten Raumschiffs vergeht die Zeit langsamer als auf dem Heimatplaneten. Ist das die Erklärung? War Pacal also an Bord eines Raumschiffs? Wurde sein Körper eine gewisse Zeit lang - an Bord, mit dem Raumschiff - beschleunigt? Dann wäre es möglich, dass der Fürst nach irdischer Zeitrechnung über 80 Jahre alt wurde. Da während des Raumflugs die Zeit für ihn - je nach Beschleunigung - langsamer ablief, wäre er entsprechend weniger gealtert. Ist dies die Antwort? Vergingen nach irdischer Zeitrechnung zwischen Pacals Geburt und Pacals Tod mehr als 80 Jahre und wurde Pacal doch - wegen eines Aufenthalts im All - biologisch nur etwa 40 Jahre alt?
Das von mir entworfene Szenario wirft eine grundlegende Frage auf: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Pacal und Raumfahrt?
Pacal und das Raumschiff
Die Grabplatte von Palenque wurde 1968 durch Erich von Däniken weltberühmt. Zierte doch eine zeichnerische Darstellung des Reliefs vom steinernen Sargdeckel Dänikens Erstling "Erinnerungen an die Zukunft".
Erich von Däniken trug eine raumfahrttechnische Interpretation der Steingravur vor: "Da sitzt ein menschliches Wesen mit dem Oberkörper vorgeneigt, in Rennfahrerpose vor uns; sein Fahrzeug wird heute jedes Kind als Rakete identifizieren. Das Vehikel ist vorne spitz, geht über in merkwürdig gerillte Ausbuchtungen, die Ansauglöchern gleichen, wird dann breiter und endet im Rumpf in eine züngelnde Feuerflamme. Das Wesen selbst, vornübergeneigt, bedient mit den Händen eine Reihe unidentifizierter Kontrollgeräte und setzt die Ferse des linken Fußes auf eine Art Pedal. Seine Kleidung ist zweckentsprechend: eine kurze, karierte Hose mit einem breiten Gurt, eine Jacke mit modernem japanischen Halsausschnitt und dicht abschließende Arm- und Beinbänder. Es würde, in Kenntnis korrespondierender Darstellungen, verwundern, wenn der komplizierte Hut fehlen würde. Er ist da, mit Ausbuchtungen und Röhren. Unser so deutlich dargestellter Raumfahrer ist nicht nur durch seine Pose in Aktion - dicht vor seinem Gesicht hängt ein Gerät, das er starrend und aufmerksam beobachtet. Der Vordersitz des Astronauten ist vom hinteren Raum des Fahrzeugs, in dem man gleichmäßig angeordnete Kästen, Kreise und Spiralen sieht, durch Verstrebungen abgetrennt."
Palenque
War das des Rätsels Lösung? Däniken fand Unterstützung im Lager der Raumfahrttechniker. So schrieben Dr. Wolfgang Briegleb und Professor Dr. Siegfried Ruff, beide damals tätig bei der "Deutschen Versuchsanstalt für Luft- und Raumfahrt", Bonn: "Einer der
beeindruckendsten optischen Belege für Dänikens Thesen scheint uns die Grabplatte von Palenque zu sein. Man muss sich hier wirklich Gewalt antun, um nicht mit den Augen unserer Tage eine stilisierte Gemini- oder Wostok-Kapsel zu erkennen. Die Körperhaltung der dargestellten menschlichen Gestalt ist eigentlich nur sinnvoll, wenn sie eine Beschleunigung in Richtung Brust-Rücken erhält. Dass der hypothetische Raketenpilot zudem anscheinend hemdsärmelig fliegt, ist uns eine inzwischen vertraute Vorstellung."
Eine wichtige Frage muss in diesem Zusammenhang beantwortet werden. Reicht es aus, wenn zwei Raumfahrtwissenschaftler im Palenque-Relief etwas Raumfahrttechnisches zu erkennen meinen? Oder muss man den Herren Betriebsblindheit unterstellen? Denken sie voreingenommen in Raumfahrt-Kategorien? Neigen sie deshalb voreilig Raumfahrttechnisches zu erkennen, wo vielleicht etwas ganz anderes dargestellt wurde?
1985 wirkte der Verfasser an einem interessanten Projekt mit, das die Autoren Dr. Johannes Fiebag und Peter Fiebag initiiert hatten. Ziel des Projekts war es, Fachwissenschaftler und Experten nach Indizien dafür suchen zu lassen, ob es denn tatsächlich in der Vergangenheit Besucher aus dem All auf der Erde gegeben hat. Und ob sie Spuren hinterlassen haben, die eindeutig als solche zu erkennen sind.
Der ungarische Diplom-Ingenieur Làszlo Tóth nahm sich der Palenque-Grabplatte an und verfasste einen umfangreiche Abhandlung: "Die technische Interpretation des Palenque-Reliefs". Briegleb und Ruff hatten augenscheinliche Ähnlichkeiten zwischen der Reliefdarstellung aus der Gruft von Palenque und einer Kapsel a la Gemini- oder Wostok-Kapsel erkannt. Làszlo Tóth beließ es nicht bei oberflächlichem Spekulieren. Er studierte vielmehr die detailreiche Grabplatten-Darstellung und legte eine technische Rekonstruktion eines Raumschiffes vor. Er spekulierte nicht, er wies jeder noch so unscheinbaren Einzelheit eine ganz konkrete technische Funktion zu.. Staunend erkennt selbst der Laie, dass der unbekannte Steinmetz eine nur als grandios zu bezeichnende Leistung vollbracht hat. Der Maya-Künstler, der keine Ahnung von moderner Raumfahrttechnik gehabt haben kann, lieferte einen Beweis, der von seiner Qualität her mit den so überaus präzisen Texten des biblischen Hesekiel verglichen werden muss.
Ingenieur Làszlo Tóth: "In Gedanken entfernen wir die reinen Symbole, zeichnen nach den Gesetzen der technischen Zeichnung die sichtbaren Kanten und Konturen nach, ziehen wir die Mittellinie (da das Raumschiff ein Drehkörper ist) und setzen den Piloten in den Sitz. Das Bild ändert sich sofort: eine technische Zeichnung auf der wir den Querschnitt des ganzen Raumschiffes in den richtigen Maßverhältnissen sehen. Auf einen 1,80 Meter großen Durchschnittsmenschen bezogen ist der Durchmesser des Raumschiffes ungefähr vier Meter und die Höhe ungefähr neun Meter. Das Raumschiff ist einstufig und hat keinen Wärmeschutzschild. Aus beiden Erkenntnissen können wir weitgehende Schlussfolgerungen ziehen."
Die Schlussfolgerungen sind äußerst konkret. Ingenieur Làszlo Tóth ist sogar dazu in der Lage sich wissenschaftlich präzise zum Antrieb des Palenque-Raumschiffes zu äußern: "Zwischen die doppelten Wände der Düse wird flüssiger Wasserstoff geführt, der sich dort erwärmt und verdampft. Das Wasserstoffgas wird sodann in den Plasma-Umformer und dann in den Kernfusionsreaktor geleitet, in dem durch Felder einer Magnetspule das Wasserstoffplasma auf 100 000 000 Grad erhitzt wird und Helium entsteht. Das glühende Heliumplasma wird schließlich von den magnetischen Feldern der Antriebsaggregate ausgestoßen und zwar mit sehr hoher Geschwindigkeit. Am mittleren Teil des Torus (Ringfläche) befindet sich der mit einem Supraleiter umwickelte Generator, der die elektrische Energie für die ‘Zündung’ des Kernreaktors liefert."
Das Palenque-Relief aus der geheimnisvollen Gruft enthüllt dem Ingenieur letztlich jedes wichtige Detail. So wird auch die Frage beantwortet, was denn die Energie für den Generator liefert: "Vermutlich ein kinetischer Energiespeicher, der sich hinter dem Astronauten befindet. Jener ist eigentlich eine große, mit 15 000 bis 20 000 Umdrehungen je Minute rotierende Metallscheibe, die sich in den Feldern supraleitender Magnete und im Vakuum dreht. Sie hat also keine Berührung mit anderen Maschinenteilen und es gibt nichts, das die Bewegung hemmt. So kann sie über lange Zeit rotieren und behält 98 Prozent ihrer kinetischen Energie bei. Die Energie wird von einer magnetischen Kupplung entnommen und dem Generator übergeben."
Astronaut - oder was?
Obwohl ich selbst ein überzeugter Anhänger der Prä-Astronautik bin, will ich den Advokatus Diaboli spielen: Raumfahrt-Techniker mögen das Palenque-Relief in ihrem Sinne, also raumfahrttechnisch, interpretieren. Sind aber nicht Maya-Experten gefragt, wenn es um Maya-Kunst geht? Ich gebe zu Protokoll: Wenn die Maya-Experten zumindest in zentralen Punkten zu einer übereinstimmenden Erklärung dessen, was da auf der Steinplatte in der Gruft von Palenque zu sehen ist, kämen, würde ich die "Astronautentheorie" als erledigt ansehen. Ich würde Palenque von der Hitliste der Indizien streichen. Der Versuch einer Einigung im Kreise der Archäologen wurden tatsächlich unternommen.
Ansicht von 
Palenque
1973 veranstaltete man vor Ort in Palenque einen Fachkongress mit dem Ziel, sich auf die allgemein gültige Interpretation zu einigen. Dazu kam es nicht. Statt dessen wurde deutlich, dass in der Welt der archäologischen Experten geradezu eine babylonische Sprachverwirrung besteht. So meint Paul Rivet: "Dargestellt wird ein Indianer, auf dem Opferaltar sitzend. Hinter seinem Sitz sind stilisierte Barthaare des Wettergottes eingraviert." Miloslav Stingl indes meint, "die Menschengattung schlechthin" sei dargestellt, keine konkrete Person. "Das Kreuz, das aus seinem Körper wächst, symbolisiert den lebensspendenden Mais". Marcel Brion hätte es lieber konkreter: "In der Mitte der Grabplatte ist die Gestalt eines Menschen ausgehauen, vielleicht das Porträt des Toten, mit Schmuck bedeckt, den Rumpf stark nach rückwärts gebogen, ruht er auf einer großen Maske, die den Gott der Erde, den Tod, darstellt." Robert J. Sharer behauptet: "Die Szene zeigt den Herrscher Pacal, der in den geöffneten Rachen des Unterweltmonsters stürzt." Von einem stürzenden Menschen, von Tod und Unterwelt will Pierre Ivanoff wiederum gar nichts wissen. Da stürze auch kein Wesen hinab, vielmehr gleiche der Mann in seiner "aufschnellenden Haltung dem entstehenden Lebens". Ivanoff: "Sein Gesicht erinnert an das des Maisgottes, er könnte deshalb die Inkarnation der keimenden Natur sein." Dem kann Linda Schele gar nicht zustimmen: "Das Bildnis zeigt den Augenblick von Pacals Tod und seinen Sturz in die Unterwelt." Am unteren Ende sei das "Sonnenmonster" zu sehen.
Studiert man sorgsam die unterschiedlichen Aussagen der Archäologen, so stellt man aber auch Übereinstimmungen fest - und die können ganz im Sinne der raumfahrttechnischen Interpretation gesehen werden. So lesen wir bei Schele, Freidel und Miller, die dargestellte Person liege "im kreuzförmigen Weltenbaum". "Entlang dieser Achse steigen die Seelen der Toten und die Götter aus dem Jenseits auf, wenn sie im Visionsritus herbeibeschworen wurden und auf demselben Weg kehrten sie auch wieder dorthin zurück."
Maya-Experte Peter Fiebag kommentiert sachkundig: "Wie und auf welche Weise Götter in einem Visionsritus imaginiert wurden, ist derzeit umstritten. Wieso Götter auf der Zentralachse des Kosmos aus dem Jenseits kommen sollen, ist ebenfalls erklärungsbedürftig. Mir scheint die Annahme, hier solle ausgesagt werden, die ‘Götter’ kämen unmittelbar aus dem Kosmos, seien von dort zur Erde herabgestiegen und anschließend wieder dorthin zurückgekehrt, das naheliegendste."
Dr. Hermann Burghardt verdeutlicht, dass der "Weltenbaum" kein spezifisches Maya-Symbol ist. Nach Ansicht des Wissenschaftler ist er identisch mit dem sumerischen "Lebensstrahl". Die Glyphe für den "Maya-Lebensbaum" alias "Lebensstrahl" lautet "Wacah Chan" oder "sechs Himmel". Der "Wacah Chan" findet im sumerischen "USHUM GAL.AN.NA", im "großen Drachen am Himmel" seine Entsprechung.
Die Übereinstimmungen zwischen Maya und Sumer sind verblüffend. Nach der Maya-Literatur befindet sich Pacal auf der Grabplatte "auf dem Weg nach Xibalba". Dieses Ziel, auch Zibalba oder Tibalba geschrieben, gibt es auch im Sumerischen. Dr. Burghardt: "Die beiden sumerischen Wörter sind dabei gleichwertig, da zi oder ti im Deutschen sowohl ‘Leben’ als auch ‘Pfeil’ heißen können. Das Zeitwort ‘bal’ bedeutet ‘hinübergehen, herübergehen’. Man darf auch ‘herüberkommen’ verstehen. Das sumerische ‘ba’ hat seinerseits den Wert ‘zuteilen, zugeteilt’. Xibalba, wo Pacal hinfliegt, ist demnach im Sumerischen der Ort, von dem der Pfeil herkam. Dazu darf angemerkt werden, dass der Pfeil auch als Symbol für Rakete benutzt wird. Welche Bedeutung man auch annimmt: Dem Maya-Xibalba entspricht auf sumerisch der Ort der Lebensherkunft. Pacal befände sich nach Maya-Aussage also auf dem Weg zum ‘Ort der Lebensherkunft’." Wo aber ist dieser Ort zu suchen?
Der Entdecker von Kammer und Grabplatte Lhullier jedenfalls sieht durchaus Kosmisches dargestellt: "Wir erblicken auf dem fraglichen Stein einen Mann, umgeben von astronomischen Zeichen, die den Himmel bedeuten, die räumliche Begrenzung der Menschenerde und die Götterheimat, in welcher die unwandelbare Bahn der Gestirne den unerbittlichen Rhythmus der Zeit kennzeichnet."
Sehen wir auf der heiß diskutierten Steinplatte von Palenque also ein menschliches Wesen, das dorthin zurückkehrt, von wo die Rakete der Götter kam? Begibt sich Pacal - oder wer auch immer - auf die Reise in die Götterheimat? Am oberen Ende des "Weltenbaums" jedenfalls ist das "Himmelsmonster" dargestellt. Schele und Freidel: "Mit seiner Existenz an den äußersten Grenzen des Alls verkörpert das kosmische Monster den Verbindungsweg zwischen natürlicher und übernatürlicher Welt."
Wir sehen also ein menschliches Wesen, das in einer Rakete sitzt und das sich auf dem Weg zu den äußersten Grenzen des Alls befindet.

Das Geheimnis der steinernen Riesen

Das Geheimnis der steinernen Riesen
Von Walter-Jörg Langbein Berichte / Startseite


Schutzlos 
verfallen die Moai unter freien Himmel Im 17. Jahrhundert waren viele Wissenschaftler davon überzeugt, dass irgendwo im Osten von Neuseeland noch ein ganzer Kontinent der Entdeckung harre. Arnold Roggeveen, ein tüchtiger niederländischer Weinhändler, wollte 1671 mit den Bewohnern dieses Erdteils Geschäfte machen. Freilich gab es schon damals einen mächtigen Amtsschimmel. Als Herr Roggeveen endlich sämtliche Genehmigungen für seine Expedition erhalten hatte, hatte er nicht mehr genug Geld, um auch nur ein einziges Schiff loszuschicken. Fünfzig Jahre später machte sich sein Sohn Jakob Roggeveen auf. Einen unbekannten Kontinent entdeckte er nicht, dafür am 7. April 1722 die Osterinsel: das einsamste
Ein trauriger 
Anblick: Die stolzen Moai verwittern...
Eiland der Welt. 3600 Kilometer trennen es vom Festland Chiles, 4200 Kilometer Meerwüste von Tahiti und 5200 Kilometer Salzwasser von der eisigen Antarktis im Süden.
Wer sich intensiv mit der Insel der steinernen Riesen auseinandersetzt, wird immer wieder mit Widersprüchen konfrontiert. 1722 beschreibt Roggeveen die Insel als "paradiesisches Eiland",
strotzend von üppiger Pflanzenwelt. Holz gab es also in Hülle und Fülle. Nur 48 Jahre später bot sich dem spanischen Seereisenden Gonzales Y Haedo ein ganz anderes Bild. Er vermerkt in seinen Aufzeichnungen, die Insel sei "vollständig kahl" gewesen. War das 165 Quadratkilometer kleine Fleckchen Erde inzwischen von einer Naturkatastrophe heimgesucht worden?
Viele der 
Kolosse liegen zerbrochen am Boden.
In ähnliche Widersprüche verwickeln sich angesehene Osterinselexperten, wenn es um die Herstellung der gewaltigen Steinriesen geht. Wilhelm Ziehr schreibt nüchtern: "Da Holz auf der Osterinsel außerordentlich knapp war, bot sich das hingegen reichlich vorhandene Tuffstein an." Die Künstler griffen also zu Hammer und Meißel, weil es kein Holz zum Schnitzen gab. Transportieren konnten sie die Kolosse aber nur, so etwa Thor Heyerdahl, weil Holz in Hülle und Fülle vorhanden war! Ob dieser Unwissenheit, so scheint es, lächeln die steinernen Riesen der Südsee auch heute noch ironisch-herablassend.
Noch im 19. Jahrhundert gab es wissende Einheimische, die die Geheimnisse der Riesenfiguren kannten. Freilich wurden sie anno 1862 von peruanischen Sklavenjägern verschleppt und vor der Küste Südamerikas auf den Chincha-Inseln zum Abbau von Guano gezwungen. Als der Bischof von Tahiti, Tepano Jaussen und die englische Regierung gegen diesen Akt der Unmenschlichkeit protestierten, mussten die Sklavenjäger ihre Opfer wieder freilassen. Freilich lebten von den ursprünglich 1 000 entführten Menschen nur noch "etwa einhundert". Und als diese Elenden in die Heimat zurückgebracht wurden, brachen unterwegs die Pocken aus. Bis auf fünfzehn Menschen starben alle. Und die infizierten die Menschen auf der Osterinsel! Niemand kennt die genau Zahl der Todesopfer: es war ein Großteil der Bevölkerung!
Umgestürzte 
Moai, die einst auf Sokkeln standen
1914 sprach Katherine Routledge, die Pionierin der Osterinselforschung, mit dem letzten "Wissenden". Der alte Mann war in einer Heilanstalt für Leprakranke untergebracht. Er nahm das Geheimnis der steinernen Riesen mit ins Grab. "Das Mysterium muss Fremden vorbehalten bleiben!"
So sind bis heute viele Fragen nicht wirklich hinreichend beantwortet worden! Wer schuf warum im Ranu-Raraku-Krater annähernd etwa eintausend steinerne Kolosse? Wie wurden die teilweise über zwanzig Meter hohen Figuren über die ganze Insel transportiert, verteilt und aufgestellt? Warum wurden sie so plaziert, dass sie fast ausnahmslos einen Punkt in der Mitte der Insel anstarren?
Warum wurde die Arbeit im Steinbruch urplötzlich unterbrochen?
Offenbar waren zahllose Steinmetzteams gleichzeitig am Werk. Wer sich im Krater umsieht, findet Kolosse in allen Entwicklungsstadien. Besonders imposant sind jene, die bereits fast vollständig dem Tuffstein abgetrotzt werden konnten. Sie kleben nur noch an einem schmalen Streifen am Stein. Sie wirken wie steinerne Schiffe, auf schmalem Bug ruhend. Andere wiederum scheinen eben erst begonnen worden zu sein.
Der neugierige Besucher an der Schwelle zum dritten Jahrtausend ist versucht, sich einen Moment wartend zu setzen. Eigentlich kann es doch nur Minuten dauern, bis die Arbeiter wieder ihre Werkzeuge zur Hand nehmen. Das muntere Treiben im Steinbruch muss doch gleich wieder aufgenommen werden!
Ein Moai liegt 
begraben in der Erde - die Natur wuchert
Staunend schreite ich eine liegende Figur ab. Stolze 23 Meter ist sie lang. Erstaunlich: die Bildhauer haben gewaltige Mengen an Stein zwischen Figur und Decke herausgeschlagen, so als ob das Material butterweich gewesen sei. Warum haben sie ihr Werk nicht vollendet? Direkt am Steinbruch selbst dösen geduldig fertige Riesen. Sie warten darauf, abtransportiert zu werden, irgendwo auf der Insel aufgestellt zu werden. Seit wie vielen Jahrhunderten mögen sie schon so ausharren?
256 Statuen habe ich sorgsam untersucht. Sie alle sollen mit wuchtigen Hieben mit primitiven Steinwerkzeugen gemeißelt worden sein. Nicht eine weist einen Fehler auf. Schlug denn nie ein Arbeiter einmal daneben? Offensichtlich nicht: alle Statuen sind ohne Makel.....zumindest jene, die noch gut erhalten sind! Das aber sind beileibe nicht alle der Kolosse!
Weltberühmt ist die Osterinsel wegen der steinernen Riesen, die schon so manchen Wissenschaftler zum Spekulieren gebracht haben. Mit imposanten Bildern von den Kolossen sollen Touristen als Besucher geworben werden. Auch wurden in den vergangenen Jahren einige der kleineren und mittelgroßen Statuen mit Hilfe eines gewaltigen Krans wieder aufgestellt. Einigen wenigen wurden sogar die tonnenschweren "Hüte" wieder auf die Häupter gesetzt. Der Eindruck aber trügt gewaltig!
Der Autor im 
Steinbruch auf einer unvollendeten Figur
Der überwiegende Teil der Osterinselriesen steht nicht, sondern liegt. Nun streiten sich die Gelehrten, ob die Statuen im Rahmen von kriegerischen Stammesfehden umgestürzt oder durch Erdbeben zu Fall gekommen sind. Wichtiger als dieser akademische Disput ist freilich eine mehr als beklagenswerte Tatsache! Der überwiegende Teil der Osterinselriesen befindet sich in einem erbärmlichen Zustand! Unzählige Kolosse liegen zu Füßen von ebenfalls verfallenen steinernen Podesten, auf denen sie einst standen. Ihre massigen Leiber sind mehrfach gesprungen. Oftmals sind die Trümmer kaum noch als Überreste einst imposanter Statuen zu erkennen.
Wer wie der Verfasser vor Ort die Augen nicht verschließt, der muss erkennen: ein rapide fortschreitender Verfallsprozess kann nicht bestritten werden. Die Zeugnisse der nach wie vor rätselhaften Osterinselkultur verrotten förmlich. Das Gestein der Figuren ist porös. Feuchtigkeit dringt ein. Auf dem Eiland treten erhebliche Temperaturschwankungen auf. Schicht für Schicht platzt ab. Mikroorganismen nisten sich in entstehenden Sprüngen ein. Gewiss, an einigen zentralen Punkten der Osterinsel passen gestrenge Wächter darauf auf, dass Touristen das steinerne Erbe der Insel nicht beschädigen. Gleichzeitig wird nichts unternommen, um den rapiden Zerfall der steinernen Riesen auch nur zu bremsen.
Der Weltreisende Ernst von Hesse-Wartegg (1851-1913) studierte zu Beginn unseres Jahrhunderts die Kultur der Osterinsel. In seinem üppigen zweibändigen Werk "Die Wunder der Welt" hält er fest, dass die gewaltigen Statuen von "unbekannten Schöpfern" gemeißelt wurden und "wahrscheinlich zu den ältesten Skulpturen der Menschheit" gezählt werden müssen. Es kann sehr wohl sein, dass zu Beginn des 21. Jahrhunderts ein großer Teil dieser Meisterleistungen vorgeschichtlicher Steinmetzen irreparabel zerstört sein werden.....noch bevor alle Geheimnisse der Osterinsel gelöst werden können!